SwimRun-Experte Michael Gerlach: "Die Freiheit in der Natur steht im Vordergrund"
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URBAN SPORTS MÄRZ 2023

SwimRun-Experte Michael Gerlach: "Die Freiheit in der Natur steht im Vordergrund"

Interview über den Teamsport, Schwimmen mit Laufschuhen und die Anfänge der Ausdauersportart

INTERVIEW Heike Gläser

SwimRun-Experte Michael Gerlach über die Vorzüge des Teamsports, Schwimmen mit Laufschuhen und die Anfänge der Ausdauersportart

Herr Gerlach, Schwimmen und Laufen - das klingt wie Triathlon ohne Radfahren. Ein Missverständnis?
Mit Triathlon hat SwimRun nicht viel zu tun. Man bewegt sich zwar in beiden Sportarten zu Wasser und an Land, aber Triathlon ist eine Einzelsportart, bei der man jede Einheit genau einmal macht. In aller Regel sind die Strecken beim Triathlon genau vermessen. SwimRun ist deutlich naturverbundener, es ist ein Teamsport, bei dem man zu zweit antritt. Man geht immer wieder ins Wasser und läuft - im ständigen Wechsel.

Es gibt nicht nur SwimRun, sondern auch eine Sportart namens „Swim and Run"...
Ja, beim Begriff SwimRun besteht wirklich eine große Verwechslungsgefahr mit anderen Multisport-Ausdauersportarten. Bei ,,Swim and Run" sind zwar auch jeweils zwei Leute in einem Team, aber da schwimmt der eine und der andere läuft, die machen das aber nicht gemeinsam.

Wie kann man sich den ständigen Wechsel zwischen Schwimmen und Laufen vorstellen?
Es ist erstmal egal, ob man an Land startet oder im Wasser. Ich erkläre es am besten am Beispiel vom SwimRun in Rheinsberg. Da starten wir am Yachthafen und laufen 200 bis 250 Meter bis zum Grienericksee, springen dort ins Wasser und schwimmen die 450 Meter bis ans andere Ufer. Von dort laufen wir dann vier bis 4,5 Kilometer, bis man erneut an einen See kommt, an den Großen Linowsee. Dann schwimmt man 600 Meter, bis man wieder an Land ist und läuft weiter nach Warenthin und so weiter. Dabei gibt es keine Wechselzonen.

<b>Michael Gerlach</b> ist ausgebildeter Fitness-Trainer mit DOSB-Lizenz und leidenschaftlicher SwimRunner. Der 38-Jährige ist zudem SwimRun-Beauftragter der Deutschen Triathlon-Union (DTU). FOTO Kreuz & Quer SwimRun e.V.
Michael Gerlach ist ausgebildeter Fitness-Trainer mit DOSB-Lizenz und leidenschaftlicher SwimRunner. Der 38-Jährige ist zudem SwimRun-Beauftragter der Deutschen Triathlon-Union (DTU). FOTO Kreuz & Quer SwimRun e.V.

Wie? Man kann die Ausrüstung nicht wechseln?
Ja, das ist ganz wichtig: Was man beim SwimRun an den Start mitnimmt, das muss man auch wieder mit ins Ziel bringen.

Man geht also mit Laufschuhen ins Wasser - oder läuft man etwa barfuß?
Es gibt einen, den man immer mal wieder bei unseren Veranstaltungen sieht, der tatsächlich barfuß läuft. Ich würde das aber nicht wirklich empfehlen. Viele denken, dass man mit Schuhen nicht schwimmen kann, aber jeder, der es ausprobiert hat, stellt fest, es funktioniert doch.

Welche Sorgen machen sich Leute, die es noch nicht ausprobiert haben?
Die einen denken, dass die Schuhe nach dem Schwimmen reiben und man sich Blasen läuft, aber ich habe noch von niemandem gehört, dass er damit Probleme hat. Die zweite Sorge besteht darin zu glauben, dass die Schuhe einen nach unten ziehen. Aber auch das ist kein Problem, weil im SwimRun allerlei Hilfsmittel erlaubt sind.

Welche Hilfsmittel?
Das Schwimmen gestaltet sich anders als beim Triathlon, denn man lässt die Füße einfach im Wasser hängen und klemmt sich einen Poolbuoy zwischen die Beine oder andere Schwimmhilfen, etwa eine Art Schienbeinschoner. So liegen die Beine still oben auf dem Wasser und können sich ausruhen für die nächste Laufeinheit. Geschwommen wird nur mit den Armen, die man wiederum beim Laufen entspannen kann. Es ist also eine Arbeitsteilung im Körper: Beim Schwimmen nutze ich ausschließlich den Oberkörper, beim Laufen eben die Beine.

Das klingt nach einer sehr ausgewogenen Körperbelastung...
Ja, bei meinen eigenen Trainingseinheiten für SwimRun stelle ich fest, dass ich den Sport länger betreiben kann, weil man immer wieder diese Erholungsphasen hat. Besonders im Sommer, wenn ich in den See springe, ist das natürlich auch eine willkommene Erfrischung.

Sind SwimRunner mehrheitlich Läufer, die Erfrischung im Wasser suchen oder eher Schwimmer, die auch mal an Land laufen wollen?
Es gibt beides, die Mehrzahl bilden schätzungsweise aber die Läufer, Schwimmen ist eher etwas, was man in der Halle oder auf der Bahn macht, Freiwasserschwimmer gibt es wohl weniger als andere Schwimmer. Bei den Läufern gibt es ohnehin sehr viele, die gerne Natur- oder Trailläufe machen, also lieber im Gelände unterwegs sind als auf der Straße. SwimRunner fühlen sich am wohlsten irgendwo draußen in der Natur.

Wie wichtig ist beim SwimRun die Naturverbundenheit?
Das ist Geschmacksache, ich finde es wichtig, Sport im Gelände und im Freiwasser zu betreiben. Und ich glaube, dass es vielen anderen ähnlich geht. Es gibt aber auch SwimRun-Veranstaltungen im urbanen Raum, die zum Beispiel Freibäder miteinbeziehen. Aber für viele steht das Naturerlebnis und die Freiheit in der Natur im Vordergrund.

Wie ist diese Sportart entstanden?
Ich hoffe, dass ich die Geschichte richtig wiedergebe. Es waren vier Schweden, die auf einer Insel saßen und wohl auch ein paar alkoholische Getränke zu sich genommen hatten. Einer von ihnen kam dann sprichwörtlich auf die Schnapsidee, sich am nächsten Tag von dieser Insel auf die nächste zu bewegen. Und zwar in zwei Teams, die laufen und schwimmen. Das Team, das als letztes ankommt, musste die Zeche zahlen. Daraus ist die heutige Wettkampfstrecke im SwimRun entstanden: im Schärengarten vor Stockholm - von Sandhamn nach Utö - 75 Kilometer Gesamtstrecke, davon zehn Kilometer im Wasser. Die Serie nennt sich ,,Ö-TILL-Ö“, was so viel bedeutet wie ,,von Insel zu Insel".

Und was steckt hinter der Idee, im Team zu zweit anzutreten?
Dahinter steckt ein Sicherheitsgedanke. Wenn man wie in Schweden 75 Kilometer in der Ostsee, also im offenen Wasser, unterwegs ist, ist es fast unmöglich, diese Strecke medizinisch abzusichern. Deshalb ist man im Wasser mit einer Leine verbunden. Man hat also immer jemanden, der auf einen aufpasst. Ich habe selbst oft Teilabschnitte, also 45 Kilometer der „Ö-TILL-Ö"-Serie mitgemacht. Da kann man durchaus mal nach 30 oder 35 Kilometern an den Punkt kommen, an dem einer sagt, ich kann nicht mehr - und dann springt der andere ein und hilft, die nächsten Kilometer wieder in Trab zu kommen. So kann man sich die Last teilen und die Energie besser einteilen. Das ist etwas ganz Wunderbares.

SWIMRUN

Am 25. Juni bietet SCC Events eine Wettkampfvariante für Ausdauersportler:
Laufen auf Naturwegen und Schwimmen durch offene Gewässer, ohne zwischendurch die Kleidung zu wechseln. Unter swimrun-rheinsberg.de können sich Interessierte für folgende Varianten anmelden:

YOUTH
bis zu 3 Runden Laufen / Schwimmen.
Altersklasse: 11 bis 17 Jahre

SUPERSPRINT
4,4 km / 1.050m Laufen / Schwimmen.
Altersklasse: ab 16 Jahre

SPRINT
11,3 km / 2.000 m Laufen / Schwimmen.
Altersklasse: ab 16 Jahre

SWIMRUN
21,4 km / 3.500 m Laufen / Schwimmen.
Altersklasse: ab 18 Jahre