TEXT Jörg Wenig
Der internationale Laufsport hat den Weg in die Normalität zurückgefunden und die Corona-Krise, die zeitweilig die Existenz der Veranstalter bedrohte, hinter sich gelassen.
Als letzter großer deutscher Marathon kehrte im vergangenen Herbst das Rennen in Frankfurt zurück, international startete im Februar nach gut dreijähriger Pause auch der Dubai-Marathon wieder. Es haben sich somit so gut wie alle bedeutenden Laufveranstaltungen zurückgemeldet. Der Generali Berliner Halbmarathon war dabei ein Vorreiter, denn schon im August 2021 fand das Rennen wieder statt. Nachdem vor zwei Jahren die Meldezahl aufgrund der Pandemie noch auf etwas über 20.000 Läufer reduziert werden musste, wurden 2022 bereits gut 32.000 Athleten registriert.
Der kommende 42. Generali Berliner Halbmarathon, der am 2. April auf der Straße des 17. Juni gestartet wird, nimmt nun Rekorddimensionen sogar an. Rund 35.000 Läufer wurden für das Rennen über die genau 21,0975 km lange Strecke durch die Berliner Innenstadt angenommen. Deutschlands mit Abstand größter und bedeutendster Halbmarathon war dabei bereits Wochen vor der Meldefrist Anfang März ausgebucht. Es ist durchaus möglich, dass am ersten April-Sonntag die Rekordzahl bezogen auf die Finisher übertroffen wird. 2019, beim letzten Rennen vor der Pandemie, hatten genau 28.471 Läufer das Ziel am Brandenburger Tor erreicht. Damals bewegte sich die Meldezahl mit knapp 36.000 Athleten in einem ähnlichen Bereich wie in diesem Jahr.
werden Neben dem Lauf-Wettbewerb am 2. April auch wieder Rennen für Inline-Skater, Rollstuhlfahrer und Handbiker stattfinden. Diese beginnen ab 9.30 Uhr auf der Straße des 17. Juni und damit deutlich vor dem ersten Start der Läufer, der für 10.05 Uhr geplant ist.
Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie gibt es beim Berliner Halbmarathon nicht mehr. So findet auch das Rahmenprogramm in vollem Umfang statt. Bis zu 100.000 Besucher erwartet Veranstalter SCC Events während der zweitägigen Sportmesse am Freitag und Sonnabend vor dem Lauf auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Geplant sind dort Angebote zu den Themen Wellness, Lifestyle oder Sportmedizin und selbstverständlich erfahren die Besucher alles zum Laufsport. Außerdem findet während der Messe ein Lauf für Kinder statt.
Der Generali Berliner Halbmarathon gehört nicht nur zu den größten, sondern auch zu den hochklassigsten Rennen weltweit über die halbe Distanz". Die beiden Streckenrekorde von 58:42 beziehungsweise 65:02 Minuten, die der Kenianer Eric Kiptanui und seine Landsfrau Sheila Chepkirui aufgestellt haben, sind Weltklassezeiten. Die fünf Jahre alte Bestzeit von Kiptanui könnte am 2. April in Gefahr geraten. Denn am Start sind drei Kenianer, die persönliche Rekorde von unter 59:00 Minuten aufweisen können: Während Philemon Kiplimo mit 58:11 schon deutlich schneller gelaufen ist als der Berliner Streckenrekord, kehren mit Felix Kipkoech (Bestzeit: 58:57) und Alex Kibet (58:55) die Sieger der Berliner Halbmarathon-Rennen 2021 und 2022 zurück. Im Rennen der Frauen, das zuletzt dreimal in Folge einen Streckenrekord produziert hatte, führt die Äthiopierin Tsigie Gebreselama mit einer Bestzeit von 65:46 die Startliste an.
Bei Redaktionsschluss war noch nicht ganz klar, welche deutschen Topläufer am 2. April an den Start gehen werden. Johannes Motschmann, der für das Marathon Team Berlin des Veranstalters SCC Events startet, hatte im vergangenen Jahr für Furore gesorgt. Er steigerte beim Berliner Halbmarathon seine Bestzeit auf 61:45 Minuten und ist damit der zurzeit zehntschnellste deutsche Läufer aller Zeiten. Johannes Motschmann plante zunächst Anfang März einen Start beim Tokio-Marathon und wird erst danach entscheiden, ob er in Berlin startet.
Bei den Frauen hat die für das Marathon Team Berlin startende Deborah Schöneborn ihren Start fest zugesagt. Die 29-jährige Berlinerin zeigte in diesem Jahr bereits starke Form: Nachdem sie sich zunächst im Halbmarathon in Sevilla auf 69:41 verbessert hatte, lief sie in der gleichen Stadt einen Monat später im Februar auch eine Marathon-Bestzeit: Mit 2:25:52 Stunden machte ,Debbie" Schöneborn dabei schon einen wichtigen Schritt in Richtung Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. ,,Einen Start beim Generali Berliner Halbmarathon kann ich mir nicht entgehen lassen, das ist eines meiner Lieblingsrennen. Es ist immer etwas ganz Besonderes, in der Heimatstadt bei einem großen Rennen zu laufen", sagt Schöneborn.
STARKE NEUZUGÄNGE
Alina Reh
Erfreulich war zuletzt die läuferische Entwicklung von Alina Reh. Sie knüpfte im Trikot des Marathon Team Berlin wieder an ihre Bestform an. Beim Halbmarathon in Sevilla steigerte sich die 25-Jährige im Januar auf 68:42 Minuten, nachdem sie im Dezember 2022 zum zweiten Mal in Folge die Bronzemedaille bei den Crosslauf-Europameisterschaften gewonnen hatte.
Amanal Petros
Mit Amanal Petros konnte das Marathon Team Berlin zum Jahreswechsel eine spektakuläre Verstärkung vermelden. Damit startet jetzt der deutsche Halbmarathon- und Marathon-Rekordler für das Elite-Laufteam des SCC Berlin, dem Traditionsverein, der Veranstalter des Generali Berliner Halbmarathon und des BMW Berlin Marathon ist. Der 27-jährige Ausnahmeläufer, der ursprünglich aus Eritrea stammt, hat im Halbmarathon eine Bestzeit von 60:09 Minuten. Im Marathon steht sein nationaler Rekord bei 2:06:27 Stunden. Da Amanal Petros eine Woche vor dem Berliner Halbmarathon beim Hannover-Marathon startet, um sich dort bereits für Olympia 2024 zu qualifizieren, kann er dieses Mal nicht in Berlin laufen. Geplant ist aber ein Start beim BMW Berlin Marathon am 24. September.
Deborah Schöneborn
Einen sehr guten Start in das Jahr 2023 hatte Deborah Schöneborn, die beim Sevilla-Marathon im Februar mit 2:25:52 Stunden eine Bestzeit erreichte und damit auch die Olympia-Norm unterbot. Sie wird sicher beim Generali Berliner Halbmarathon starten.
Sam Parsons
Mit Sam Parsons wechselte ein weiterer deutscher Topläufer zum Marathon Team Berlin. Er startet bisher noch hauptsächlich auf der Bahn und gehörte über 5.000 m zum deutschen Team bei den Welt- und Europameisterschaften 2022. Dabei erreichte er mit den Rängen 15 (WM) und 6 (EM) durchaus beachtliche Platzierungen.
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