Unser Überleben hängt davon ab!
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BERLIN SCIENCE WEEK

Unser Überleben hängt davon ab!

Brände. Überschwemmungen. Dürren. Pandemien. Die Menschheit ist mit Bedrohungen konfrontiert, die alle nationalen Grenzen sprengen. Wir müssen deshalb international die besten Köpfe zusammenbringen.

Die COVID-19-Krise hat uns auf schmerzliche Weise gelehrt, wie irrelevant und hinderlich zugleich nationale Grenzen sind, wenn die Menschheit mit globalen Katastrophen konfrontiert wird.

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Helmut Dosch, Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY, Hamburg
Eric Isaacs, Carnegie Institution, Washington

Die Pandemie hat aber auch die Stärken der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und Mobilität aufblitzen lassen: Heute retten die in Massachusetts und Mainz ansässigen Unternehmen Moderna und BioNTech mit einem mRNA-basierten Impfstoff das Leben von weltweit Hunderttausenden von Menschen. Die dem Impfstoff zugrundeliegende mRNA-Technologie beruht unter anderem auf den frühen wissenschaftlichen Erkenntnissen einer in den USA lebenden ungarischen Forscherin und wurde, nachdem chinesische Wissenschaftler:innen die genetische Erbsequenz des Coronavirus veröffentlicht hatten, sowohl von einem türkischstämmigen Biotech-Unternehmer- und Forscherpaar in Deutschland als auch bei Moderna in den USA unter der Leitung eines französischen Geschäftsführers für einen Corona-Impfstoff zur Serienreife entwickelt.

Kaum vorstellbar wären die unzähligen Verluste an Leben, hätten wir keinen ungehinderten Zugang zu den Ergebnissen aus einem Vierteljahrhundert internationaler Forschung zur mRNA-Impfstofftechnologie und hätten wir keine Möglichkeiten der weltweiten Kooperation von Wissenschaftler:innen und Unternehmen, um internationale Entwicklungen voranzutreiben und Produktions- und Lieferkette so aufzubauen, um Milliarden von Impfstoffdosen herzustellen – auch wenn die gerechte Verteilung und Lieferung der Vakzine in Entwicklungsländer noch eine Herausforderung darstellt. Die Erfahrungen aus der Pandemie sollten uns wachrütteln, damit wir auf internationaler Ebene verstärkt in Grundlagenforschung und anwendungsorientierte Forschung investieren, um die Entwicklungen und Transfer von nachhaltigen Technologien für unser nacktes Überleben zu sichern.

Leider wird internationale Kooperation durch eine politische Landschaft behindert, die durch wachsenden Nationalismus und Isolationismus weiter zersplittert. Dies gefährdet nicht nur den freien Austausch wissenschaftlicher Erkenntnis, sondern auch die Entwicklung und den Transfer wichtiger neuer Technologien, ausgerechnet dann, wenn diese am dringendsten benötigt werden.

Diese Fragmentierung wurde durch die COVID-19-Pandemie wie in einem Brennglas sichtbar und zusätzlich noch verstärkt. Im vergangenen Jahr sank beispielsweise in den USA die Zahl der Erstimmatrikulationen internationaler Doktorand:innen im Vergleich zum Herbst 2019 um 39 Prozent. Dieser dramatische Rückgang hat die Bedeutung ausländischer Staatsangehöriger für die US-Forschung wieder in den Fokus gerückt, da sie seit Jahren auf einen verlässlichen Zustrom internationaler Doktorand:innen und Postdocs aufgebaut ist. Aus China kommt die größte Anzahl an internationalen Studierenden in den Vereinigten Staaten, mit mehr als 380.000 aktiven Studierenden im letzten Jahr. Die Erteilung von Visas für chinesische Doktorand:innen und Postdocs ist heute leider zu einem politischen Spielball geworden, der allzu schnell zu Verzögerungen oder gar zu Unterbrechungen in der akademischen Ausbildung führt und dadurch die amerikanischen Universitäten und Forschungseinrichtungen vor ernsthafte Probleme stellt.

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CREDIT Getty Images

„Leider wird internationale Kooperation durch eine politische Landschaft behindert, die durch wachsenden Nationalismus und Isolationismus weiter zersplittert.“

China ist mittlerweile bei Investitionen in neue Forschungsinfrastrukturen weltweit an der Spitze und bietet künftig im eigenen Land völlig neue Möglichkeiten für junge Wissenschaftler:innen. Europa ist bislang noch führend bei laufenden Forschungsinfrastrukturen und stellt weiterhin umfangreiche, langfristige Unterstützung für disruptive Forschungsprogramme bereit. Während diese nationalen Investitionen in den Bau neuer Einrichtungen und die nationale Förderung des wissenschaftlichen Personals zweifellos eine wichtige und positive Entwicklung darstellen, wäre es fast schon tragisch, wenn diese Bemühungen letztlich nur zu verstärkten internationalen Rivalitäten statt zu mehr Transparenz und Zusammenarbeit führen würden.

Die zunehmenden Hindernisse für internationale Partnerschaften in Wissenschaft und Technologie drohen eine der wichtigsten Errungenschaften der Nachkriegszeit zunichte zu machen – unsere Fähigkeit, Forscher:innen über politische Grenzen hinweg zusammenzubringen – und das zu einer Zeit, in der Zusammenarbeit dringend erforderlich ist. Wir können eine nachhaltige Welt nicht ohne das Vertrauen und die Beteiligung aller Regionen und Nationen erreichen.

Eine wichtige Lehre aus der Pandemie ist für uns, dass wir die transatlantischen Wissenschaftsbeziehungen wiederbeleben und gezielt ausrichten müssen, um ein globaler Motor für eine transformative Forschung zu werden. Dabei sollen andere Regionen nicht ausgeschlossen, sondern im Gegenteil aktiv mitgenommen werden. Die Zukunft der Menschheit wird auch von unserer Fähigkeit abhängen, ob und inwieweit wir kreative, effiziente, kooperationsstiftende und gemeinsam finanzierte wissenschaftliche Partnerschaften in unterschiedlichen Geometrien aufbauen können.

Dies ist der Gedanke hinter der Veranstaltung des Falling Walls Circle, „Big Science: Chartering a New Transatlantic Partnership“, die am 8. November in Berlin stattfinden wird. Bei dieser Veranstaltung werden führende Wissenschaftler:innen und Forschungspolitiker:innen aus Europa und den Vereinigten Staaten zusammenkommen, um gemeinsam zu diskutieren, wie wir auf der traditionell immer bedeutsam gewesenen Zusammenarbeit zwischen den Forschungseinrichtungen und -laboren in USA und Europa aufbauen können, um neue Wege für eine leistungsstarke wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit zu finden. Wir möchten im Oktober 2022 erneut in Washington D.C. zusammenkommen, um Fortschritte in Wissenschaft und Politik zu bewerten, unseren Fokus zu schärfen und gemeinsame Agenden und Roadmaps zu entwerfen.

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Grenzenlos: Die Erde von der ISS gesehen.

Die Teilnehmer:innen bei der Falling Walls Circle Veranstaltung sollen sich mit grundlegenden Fragen auseinandersetzen:

• Wie können wir resiliente Strukturen in Wissenschaft, Gesellschaft und Innovation aufbauen?
• Wie können wir das öffentliche Vertrauen in die Wissenschaft wiederherstellen und die gesellschaftliche Beteiligung an Forschung und Innovation stärken?
• Wie können wir am besten eine neue Generation von Wissenschaftler:innen und Innovator:innen mitsamt ihrer ganzen Diversität am besten fördern und ausbilden?
• Wie können wir Hindernisse in der internationalen Zusammenarbeit überwinden und globale Wissenschaftsdiplomatie unterstützen?

Seit mehr als 20 Jahren leben und arbeiten Menschen aus der ganzen Welt auf der Internationalen Raumstation ISS und führen dort Forschungen in den Bereichen Astronomie, Physik, Lebenswissenschaften / Medizin sowie Erd- und Umweltwissenschaften durch. Die gemeinsamen Forschungsergebnisse auf der ISS sollten uns daran erinnern, dass unsere ersten zaghaften Schritte ins All durch den Kalten Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion inspiriert wurden. Als Präsident John F. Kennedy 1962 verkündete, dass die Amerikaner zum Mond fliegen würden, räumte er ein, dass dieses kühne Ziel deshalb angestrebt werde, weil es eine ganze besondere Herausforderung darstelle und die Sowjetunion die USA in der Forschung zur bemannten Raumfahrt bereits überholt hatten. Präsident Kennedy wäre vielleicht erstaunt gewesen, dass nur wenige Jahrzehnte nach seiner Rede sowohl Amerikaner:innen, Europäer:innen als auch Russ:innen gemeinsam im Weltraum arbeiten, wissenschaftliche Experimente miteinander durchführen und neue Technologien mit dem gemeinsamen Ziel entwickeln, der gesamten Menschheit zu nutzen.

Die Internationale Raumstation ISS, aber auch andere Vorhaben der Großforschung, zeigen uns, dass die Menschheit in der Lage ist, nationale und ideologische Grenzen im Streben nach Wissen zu überwinden. Jetzt müssen wir diese Fähigkeit auch hier auf der Erde gewinnbringend und dringend einsetzen. Unser Überleben hängt davon ab!

Programmtipps

30. OKT 7.00 (tbc), hybrid, Deutsch
„Cosmic Kiss“ – Start von Matthias Maurer zur Internationalen Raumstation
ORGANISER
Stiftung Planetarium Berlin

2. NOV 14.30, digital, English
Canada-Germany Quantum Computing
ORGANISER
Embassy of Canada in Berlin, Global Affairs Canada (GAC), National Research Council Canada – Germany, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), Délégation générale du Québec, Ontario Trade and Invest

3. NOV 15.00, hybrid, English
Amazon Tall Tower Observatory (ATTO) – a German-Brazilian Earth System Research Project
ORGANISER
Embassy of Brazil in Berlin, Max Planck Institute for Biogeochemistry, National Institute of Amazonian Research (INPA)

6. NOV 18.00, hybrid, English
The Transformative Effect of Science
ORGANISER
Berlin University Alliance, European Research Council

8. NOV 14.00, hybrid, English
Circle Plenary Table: Big Science for the Future
ORGANISER
Falling Walls Foundation

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Seit 2009 ist Professor Helmut Dosch Vorsitzender des Direktoriums am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY in Hamburg, einem Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft. Internationale Anerkennung erlangte Dosch durch seine Forschungen zu festen Grenzflächen und Nanomaterialien mit Synchrotronstrahlung.

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Dr. Eric Isaacs ist seit Juli 2018 Präsident der Carnegie Institution. Carnegie ist eine private, gemeinnützige Organisation mit Sitz in Washington D.C., die wissenschaftliche Grundlagenforschung an sechs Forschungsstandorten unterstützt.